Im April 2012 nahm ein Präventionsprojekt gegen sexuellen Kindesmissbrauch seine Arbeit an einem Hamburger Standort auf: Als Teil des Netzwerkes „Kein Täter werden“ bietet seitdem das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in einer Ambulanz in Altona betroffenen Männern mit pädophilen Neigungen kostenlos sexualtherapeutische Hilfe an. Ärztliche Schweigepflicht ist garantiert. Das Ziel des Hilfsangebots: Sexuelle Übergriffe auf Kinder zu verhindern.
Foto: Plakatmotiv zur Medienkampagne Präventionsprojekt Dunkelfeld „Kein Täter werden“
Das Angebot richtet sich an alle Männer, die befürchten, einen sexuellen Übergriff zu begehen oder Darstellungen von Missbrauch zu nutzen, zum Beispiel im Internet. Allerdings dürfen sie (noch) nicht im Visier der Justiz sein, etwa wegen eines Verfahrens oder in Form von Auflagen. Bereits seit 2005 existiert das Projekt in Berlin. Die Ergebnisse zeigen, dass eine umfassende und längerfristige Therapie das Bewusstsein der Männer deutlich beeinflussen und damit die Risikofaktoren für einen sexuellen Übergriff reduzieren kann.
Die Behörde für Justiz und Gleichstellung in Hamburg hat nun die Finanzierung für ein weiteres Jahr übernommen und sichert darüber hinaus eine langfristige Finanzierung zu. Das Forschungs- und Präventionsprojekt ist Teil eines bundesweiten Netzwerks mit weiteren Standorten in Berlin, Hannover, Kiel, Stralsund, Leipzig und Regensburg. In Hamburg haben sich im letzten Jahr mehr als 100 Männer mit pädophilen Neigungen oder deren Angehörige in der Ambulanz gemeldet. Nach einer ausführlicher Beratung sind bereits mehr als 40 Betroffene in regelmäßiger Therapie.
Menschen mit sexuellem Interesse an Kindern oder Jugendlichen begehen nicht zwangsläufig sexuelle Übergriffe oder nutzen entsprechende Abbildungen, die einen sexuellen Missbrauch darstellen (sog. Kinderpornografie). Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2012 in Hamburg 189 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch registriert und 22 Fälle von versuchtem Missbrauch. Mit jedem Mann, der das kostenlose Beratungs- und Therapieangebot annimmt, sinkt die Gefahr einer Straftat.
Niemand ist Schuld an seiner sexuellen Neigung, aber jeder verantwortlich für sein Verhalten.

